ZUM SONNTAG

VON RAINER GREMMELS

Viele Menschen haben in diesen Tagen Angst vor der Zukunft. Der Krieg in der Ukraine, Drohungen mit Atomwaffen, steigende Lebenshaltungskosten, die Erderwärmung mit ihren Folgen. Wir haben das Gefühl, wir schlittern von einer Krise in die nächste. Die Ungewissheit, wie es weitergeht, macht vielen das Leben eng. Das Wort „Angst“ kommt übrigens von „Enge“ – wenn es eng wird in meinem Leben, dann kann mir das Angst machen.

Wenn man in die Bibel schaut, dann fällt auf, dass dort auch Menschen von solchen Erfahrungen der Enge und der Angst sprechen. Im 31. Psalm beschreibt ein Beter, wie sein Leben durch Ängste und Ärger mit anderen immer enger geworden ist. Er sagt: „Gott, du wollest mich aus dem Netze ziehen, dass sie mir heimlich stellten.“ Die Enge, die er empfindet, vergleicht er mit einem Netz, aus dem er allein nicht mehr herauskommt.

Aber der Beter des Psalms weiß, dass er in seiner Not nicht allein ist. Denn er betet ja zu Gott und klagt ihm sein Leid. Er weiß, dass Gott ganz andere Möglichkeiten hat, ihm zu helfen, als er das mit seinen eigenen Kräften tun kann. Und so sagt er: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum!“ So kann er von sich selbst wegschauen in den weiten Raum des Vertrauens auf Gottes Hilfe. Im Vertrauen auf Gott und auf seine Möglichkeiten wird er sozusagen wieder aufrecht hingestellt, er kann wieder aufrecht gehen und nach vorne schauen. Die Enge und die Angst weicht einem neuen Blick in die Weite. Die Geborgenheit, die er bei Gott erfährt, gibt ihm neuen Mut und neue Hoffnung für seinen weiteren Weg, den seine Füße nun gehen können. Er hat wieder festen Boden unter seinen Füßen: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum!“ Sein Vertrauen auf Gott ist wie ein Fenster, durch das Licht von draußen auf sein Leben fällt und durch das frischer Wind weht. Sein Vertrauen auf Gott lässt ihn durchatmen und zur Ruhe kommen, egal wie schwierig und unabsehbar es gerade in seinem Leben zugeht.