Lüdenscheid – Von gregorianischer Kirchenmusik des Mittelalters bis zu Robbie Williams’ „Angel“ reichte das musikalische Spektrum, das acht in Mönchskutten gehüllte Sänger der „Gregorian Voices“ am Montag-
abend in der Christuskirche präsentierten. Das Gotteshaus zeigte sich dabei einmal mehr als ein Resonanz-
raum mit einer hervorragenden Akustik. Die Veranstalter setzten vor allem auf den Höreindruck tiefer, sonorer Männerstimmen, die in der Tat eine spirituelle Wirkung entfalteten. Weitergehende Erklärungen gab es nicht – weder auf einem Programmzettel, noch mündlich.

Am beeindruckendsten war dabei der erste Teil des Konzertes, in dem die Sänger sich auf die westliche und östliche Tradition des mittelalterlichen Kirchengesangs stützten und sich zeitlich zum Übergang vom Spätmittelalter zur frühen Moderne vorarbeiteten: Den Auftakt machte der gregorianische Hymnus „Puer natus est nobis“ – „Ein Knabe ist uns geboren.“ Weiter ging es mit einem Lobgesang an den Schöpfer des Erdkreises. Das „Kyrie“, die Anrufung des Herrn, eröffnet die Messe „Orbis Factor“.

Auch der Gottesmutter wurde gedacht – mit der berühmten Ansprache des Engels: „Ave Maria, gratia plena, dominus tecum“ – „Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.“ Josquin Desprez kompo-
nierte die beliebte Motette „Ave Maria – virgo serena“ etwa aus dem Jahr 1475.

Auf die Tradition des lateinischen Mittelalters und der frühen Neuzeit folgten Gesänge mit kirchensla-
wischen Texten, bevor es mit einem riesigen Sprung hinein in die glitzernde Welt der Popmusik des 20. Jahrhunderts ging. Dieses Markenzeichen der Gothic Voices, der populären Gegenwartsmusik mit den stimmlichen Mitteln des sonoren Männergesangs zu frönen, ergibt ein hörenswertes Ergebnis. Ausgewählte Titel hatten ebenfalls einen Bezug zur religiösen Überlieferung: Leonard Cohens „Hallelujah“, Robbie Williams’ „Angel“ und das schöne „You raise me up“ über die Aufrichtung einer geknickten Seele. Freude machten auch der „Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel, Rod Stewarts „Sailing“ und Frank Sinatras „My way“. Für den intensiven Beifall erhob sich das Publikum in der bestens gefüllten Christuskirche von den Plätzen. Die Sänger bedankten sich dafür mit Abbas „Thank you for the music“ und erinnerten schließlich mit der ukrainischen Nationalhymne an ihre Herkunft.

In der Vergangenheit kamen die Sänger der Projektchöre, die unter dem Etikett „Gregorian Voices“ unterwegs sind, häufig aus Bulgarien. Das hat sich mittlerweile geändert. Nach Auskunft der Veranstalter kommen die meisten der stimmstarken Sänger nun aus Lemberg (Lwiw) in der Westukraine.