Lüdenscheid – Zumindest zeitweise wurde der Altarraum der Christuskirche am Samstag zur Konzert-bühne: Die letzte Abendveranstaltung gestaltete die deutsch-französische Singer-Songwriterin Déborah Rosenkranz. Sie erzählte eine ihrer Lebensgeschichten, die eine Geschichte des Leidens war, und schaffte
es, dabei zu strahlen und mit ihren Liedern Optimismus zu verbreiten.
„Trotzdem Glauben… – wenn du nicht mehr essen kannst“ war dieser Abend überschrieben – aber 100-prozentig passte der Titel diesmal nicht: Denn in der Geschichte von Déborah Rosenkranz half der christliche Glaube erst, als sie ihn in der totalen Verzweiflung regelrecht wiederentdeckte. Der Halt, den ihr die Gebete gemeinsam mit ihren Eltern gaben, bot ihr die Chance, ihre Panik vor jeder einzelnen Kalorie zu überwinden. Sie erzählte, wie sie durch eine einzige Bemerkung, sie sei zu dick, von einem glücklichen zu einem von Abnehmwahn-besessenen Teenager wurde. Selbst eine Hautcreme hätte ihrer Vorstellung nach zu viel Fett enthalten können. Schließlich hatte ihr Körper schon so weit abgebaut, dass Ärzte ihr keine Überlebenschance mehr gaben.
Euphorisch schilderte sie die Wende, die sie erlebte, als sie ihre Eltern über ihren möglicherweise bevorstehenden Tod reden hörte. „Ich wollte nicht sterben.“ Aber der Weg zurück war nicht geradlinig, es folgte eine Bulimie, aber auch die konnten Déborah Rosenkranz dank ihres Glaubens überwinden.
Um Kraft und Mut durch Glauben ging es auch zum Abschluss der Gemeindetage im Familiengottesdienst am Sonntag. Bei Thomas Kretzschmar war Mitmachen angesagt: Der Pastor einer landeskirchlichen Gemeinschaft ging anhand der biblischen Geschichte von Jesus und seinen Jüngern, die mit einem Boot in einen Sturm geraten, auf Fragen ein, wie durch kleine Veränderungen anscheinend unmögliche Dinge möglich werden, wie Gemeinschaft stark macht und wie Mut aus Gottvertrauen wachsen kann. Alles das machte er mit kleinen Experimenten deutlich: Zwei Kinder schaukelten auf einem umgedrehten Tisch auf blauen Luftballons, wie die Jünger auf dem See. Zwei Zeitungen wurden ohne Kleber, nur durch eine feste Verbindung zusammengehalten.
Mit diesen Gemeindetagen ist es dem Trägerkreis gelungen, nahtlos an die Jahre vor der Pandemie anzuschließen. Insgesamt erreichten die Abendveranstaltungen und der Gottesdienst mehrere hundert Menschen – trotz des Wintereinbruchs.