Gemeindetage unter dem Wort Zusammenfassung

„Musik ist ein großes Geschenk“

Dieter Falk erzählt bei Gemeindetagen über Glauben und die Arbeit mit Stars

Dienstag, 21. März 2023

von Bettina Görlitzer
Routiniert und gutgelaunt präsentierte Dieter Falk manche Anekdote aus seinem Leben, wobei die vielfälige Musik, die ihn ausmacht, nicht zu kurz kam. Fotos: Bettina Görlitzer

Lüdenscheid – Er gehört zu den Großen der deutschen Musikszene, hat als Musiker und Produzent mit vielen internationalen Stars gearbeitet und ist doch immer noch ein bodenständiger Siegerländer geblieben, den vor allem eins antreibt: Die Liebe zur Musik – quer durch alle Genres. Am Samstagabend markierte die Konzertlesung von Dieter Falk den Höhepunkt der diesjährigen Gemeindetage unter dem Wort in der Christuskirche. Publikum weit über die Stadtgrenzen Lüdenscheids hinaus wollte sich die lockeren Plaudereien des Musikers nicht entgehen lassen. Anekdoten und Geschichten aus seinem Leben hat Falk in seiner Autobiographie „Backstage“ zusammengefasst. Einige davon erzählte er am Samstag, immer wieder unterbrochen von Musik. Begleitet von Schlagzeuger Daniel Rheinbay ließ Dieter Falk Titel auf dem Klavier anklingen, an deren Produktion er beteiligt war, zum Beispiel von P. Werner oder Pur, spielte Gospels und klassische Kirchenmusik von Paul Gerhardt oder Johann Sebastian Bach im neuen Gewand, oder lud zum Mitsingen ein.
Ganz nebenbei betonte er sein Christsein, das ihn sein ganzes Leben hindurch begleitet: „Musik ist für mich ein großes Geschenk Gottes.“ Falk sagt von sich selbst, er habe sich eine „relativ kindliche Form des Glaubens bewahrt.“ Den Evangelikalen sei er nicht fromm genug, der Landeskirche dagegen zu fromm. Die Zuhörer erfuhren, wie Falk mit „Oh Happy Day“ erstmals von Gospelmusik gepackt wurde und zehn Jahre später plötzlich selbst mit Edwin Hawkins auf der Bühne stand. Oder wie Howard Carpendale bei ihm zuhause war, um an einem Song zu arbeiten – was erst die Nachbarin nervte und darin endete, dass Falks dreijähriger Sohn den Star auf der Toilette überraschte. Ganz nebenbei fielen Namen wie Nazareth, Paul Young oder Roger Chapman. Falk erzählte, dass er in der Popstars-Jury nur mitmachen wollte, wenn er selbst den Nachwuchs coachen durfte. Er improvisierte auf Zuruf Lieder aus dem Gesangbuch, und ließ schließlich die 150 Menschen im Publikum an seiner Liebe zum Chorgesang teilhaben, indem er aus ihnen in wenigen Minuten einen mehrstimmigen Chor machte. Der Beifall war ihm gewiss.
Auch der endgültige Abschluss der Gemeindetage am Sonntagvormittag war eine Show mit Musik. Im Gottesdienst für Familien präsentierte Sebastian Rochlitzer seine Mitmach-Show der „Ich stell die Welt auf dem Kopf“-Tour. Gemeinsam mit seinem blauen Freund Ulfie, der erstmal eine möglichst lange getragenen Socke brauchte, um zu Kräften zu kommen, präsentierte Rochlitzer Lieder über Geschichten aus der Bibel zum Mitsingen und Mitmachen, die große und kleine Leute in der Kirche in Bewegung brachten.

Sebastian Rochlitzer präsentiert zum Abschluss der Gemeindetage eine Show zum Mitmachen für Kinder
Inzwischen ist es Tradition, dass derSonntag der Gemeindetage den Familien vorbehalten ist.

„Die Liebe Jesu ist größer als all meine Angst“

Freitag, 17. März 2023,


Im Interview mit Sebastian Schultz schilderte Tabitha Bühne, wie ihr Leben verlief, bevor sie nach Indien kam. Foto: görlitzer
von Bettina Görlitzer

Lüdenscheid – Zu den Gemeindetagen unter dem Wort gehören außergewöhnliche Lebensgeschichten dazu. Sie handeln in der Regel davon, wie Menschen von ihrem christlichen Glauben durch schwierige Lebenssituationen getragen wurden oder durch eben solche Situationen zum Glauben gefunden haben. Am Donnerstagabend erzählte Tabitha Bühne unter der Überschrift „…Indien – eine Frau, die auszog, um das Fürchten zu verlernen“ in der Christuskirche ihre Geschichte.
Aufgewachsen in einem christlichen Umfeld in Meinerzhagen war der Glaube immer schon Teil ihres Lebens. Was sie gar nicht auf dem Schirm hatte, war Indien, wie sie den Zuhörern erzählte. Und doch war es genau dort, konfrontiert mit einem Leben, das im krassen Gegensatz zur Beschaulichkeit und Naturverbundenheit stand, die sie eigentlich schätzt, wo sie ganz neue Perspektiven ihres Glaubens entdeckte.
Wie sie sich der Liebe wegen ins Abenteuer Indien stürzte und alle Angst in den Wind schlug, hat Tabitha Bühne im Buch „Mit Sari auf Safari“ beschrieben. Diese Geschichte und etliche weitere Erlebnisse in Indien schilderte die quirlige Frau in einem lebhaften Vortrag, verbunden mit Passagen aus dem Buch. Am Anfang stand der Kulturschock: Familien, die auf der Straße leben, zwischen Müllhalden, Kühen und Hunden, indische Handwerker mit einer eigenen Version effektiver Arbeit, bittere Armut auf der einen und großer Reichtum auf der anderen Seite des Lebens. Menschen, die bunte fröhliche Feste lieben, und die den Hindus heilige Stadt Varanasi, wo die Toten auf Scheiterhaufen am stinkenden, verdreckten Ganges verbrannt werden und „der Tod mitten im Leben steht“. Schließlich eine Auszeit mit ihrem Mann im Himalaja: Unter dem leuchtenden Sternenhimmel, „habe ich mit einem Mal gespürt, dass ich ganz klein bin und Gott ganz groß“, sagte Tabitha Bühne. In diesem Land voll Lärm und Smog, umgeben von Hindus, die an das Karma glauben, das ihnen ihre Rolle im Leben zuteilt, sei ihr bewusst geworden, dass sie vor nichts Angst haben muss. „Diese unfassbare Liebe“ Jesu, die Hindus nicht kennen, sei größer „als all meine Angst“.

Lebensverändernde Geschichten mit Handicap

Christoph Zehendner berichtet bei den Gemeindetagen über ein außergewöhnliches Projekt


Christoph Zehendner (2. von links) kam mit Verstärkung von „TriOh“. Foto: görlitzer

Samstag, 18. März 2023

von Bettina Görlitzer

Lüdenscheid – Viele Geschichten davon, wie sich Leben fundamental verändern kann, hatte am Freitagabend Christoph Zehendner im Gepäck. Bei den Gemeindetagen unter dem Wort in der Christuskirche las der Autor und Liedermacher Passagen aus seinem Buch „Willkommen im Haus des Lachens – Versöhnungs- und Mutgeschichten aus dem Heiligen Land“. Darin schildert er Schick-sale, von Menschen, denen er im Reha-Zentrum Lifegate in Beit Jala im Westjordanland begegnet ist, und deren Lebensgeschichten ihm Burghard Schunkert erzählt hat. Der CVJM-Sekretär aus Gießen hat dieses Zentrum für behinderte Kinder und Jugendliche und ihre Familien aufgebaut.
So hörten die Zuhörer die Geschichte von Fahed, den sein Vater auf einem Brett mit Rollen ins Zentrum abschieben wollte. Zuerst habe Schunkert die Eltern überzeugen wollen, sich mithilfe des Zentrums weiter selbst um Fahed zu kümmern, aber schließlich blieb er doch. Der Jugendliche wurde zu einem fröhlichen jungen Mann, lernte das Schumacherhandwerk und lebt Jahrzehnte später ein zwar bescheidenes, aber selbstbestimmtes Leben mit einem kleinen Kiosk, einer Ehefrau und drei gesunden Töchtern.
Ein anderes Kapitel erzählt von der 16-jährigen Shenan, die ihr Vater zu einem Hotel getragen hat, indem das Lifegate-Team für einen Tag Hilfsangebote machte. Dort erfuhr das Mädchen Hilfe von einer Physiotherapeutin bei ihren spastischen Lähmungen und erhielt einen angepassten Rollstuhl. Zum ersten Mal überhaupt konnte Shenan sitzen und das Leben aus einer anderen Perspektive als liegend wahrnehmen. Die Frage, ob die geschilderten Geschichten ein Happy-End haben, beantwortete Zehendner selbst: „Ja und Nein.“ „Das Leben hat sich verändert, aber trotzdem ist nicht alles gut.“
Begleitet wurde Zehendner von der integrativen Band „TriOH“ um den Musikpädagogen Jürgen Weiss. Dieser steuerte einige Erlebnisse mit seinem Musikerkollegen Farid und Uwe bei, beide Menschen mit Handicap, deren Gesellschaft ihm einfach gut tue. „Wenn es mir schlecht geht, fahre ich ins Wohnheim und bin umgeben von lieben Menschen, denen ihr Kopf nicht im Weg ist“, sagte der Musiker.

Christsein als tägliches Abenteuer


Vor ihrem Vortrag stellte sich Mira Ungewitter (links) den Fragen von Irmtraut Huneke – im Hintergrund die Sänger und Sängerinnen von „Voices for Christ“. Foto: görlitzer

16.03.2023

von Bettina Görlitzer

Lüdenscheid – Mutmachende Worte einer Theologin markierten am Mittwochabend den Auftakt der diesjährigen Gemeindetage unter dem Wort in der Christuskirche. Mira Ungewitter predigte darüber, Neues zu wagen, dem geschützen Alltag zu entfliehen, sich in Abenteuer mit ungewissem Ausgang zu stürzen.
„Stell’ dir vor du hast Flügel und fliegst nicht. Aufbruch ins Neue“ lautete die Überschrift über diesem Abend, an dem die Pastorin einen etymologischen Zusammenhang zwischen dem Wort „Advent“ und dem Abenteuer (englisch adventure) zugrunde legte. Sie erinnerte an die ersten Christen, für die ihr Glaube ein ebensolcher Aufbruch ins Ungewisse war, und lud ihre Zuhörer ein, das eigene Christsein als Abenteuer zu verstehen.
In Anlehnung an die biblische Geschichte der Jünger, die im Boot dem Gegenwind des Sturmes ausgesetzt sind, als Jesus ihnen über dem Wasser entgegengeht: „Dein Gegenwind ist Jesu Rückenwind.“ Dafür stehe diese Geschichte. Verwoben mit ihrer eigenen Lebensgeschichte, aufgeschrieben in dem Buch „Roadtrip mit Gott“, zeigte sie auf, wie eben dieses Beispiel Mut machen kann, Dinge zu wagen, von denen man nicht einmal selbst geglaubt habe, sie zu schaffen, geschweige denn, dass es andere tun.
Sie selbst reiste nach dem Schulabschluss, den sie „mit Ach und Krach“ geschafft hatte, einige Jahre allein mit ihren Bulli „Karlchen“ durch die halbe Welt, bis sie beschloss, „allen schlechten Noten zum Trotz“ Theologie zu studieren. Der Gegenwind kam in Gestalt ihrer ersten Lateinlehrerin, die in Anlehnung der einst miserablen Leistungen in Latein fragte: „Wie willst du das schaffen?“, wenn noch Griechisch und Hebräisch dazu kommen.
Die Antwort leitete Ungewitter aus der Geschichte mit den Jüngern im Boot ab. So wie ihnen Jesus mit ausgestrecktem Arm entgegenkam, habe sie seine Stimme wahrgenommen: „Du hast schon wieder gezweifelt.“ Ihre Botschaft: „Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst. sondern die Fähigkeit, trotz der Angst weiterzumachen“ – mit Jesus, der im Gegenwind mit der rettenden Hand entgegenkomme.
Begleitet wurde der Abend von der Formation „Voices for Christ“ unter der Leitung von Ruthild Eicker.