Morgen feiern wir den Ewigkeitssonntag. Wir denken an die Menschen, von denen wir Abschied nehmen mussten und um die wir trauern. Was hilft auf so einem Weg der Trauer, den wir durchleben müssen?
Die Bibel enthält viele Gedanken und auch Gefühle von Menschen, die getrauert haben. Eines der schönsten und hilfreichsten Bibelworte gerade für eine Zeit der Trauer steht für mich in Psalm 56. Da sagt der Beter zu Gott: Sammle meine Tränen in deinen Krug, ohne Zweifel, du zählst sie.
Dieses Bild mit dem Krug spricht mich an. Gott sammelt meine Tränen in seinem Krug. Das heißt: Gott hat ein besonderes Verhältnis zu unseren Tränen. Gott sammelt sie. Das hört sich an, als lege Gott Wert darauf, dass ihm keine einzige Träne, die ein Mensch geweint hat, abhanden kommt, weder die Tränen der Trauer, noch die Tränen der Verzweiflung, die stillen Tränen nicht und auch nicht die Tränen, wenn jemand laut geweint hat. Keine Träne kommt ihm abhanden. Keine Träne darf vergessen werden oder vertrocknen.
Und mehr noch: Gott zählt unsere Tränen. Die Tränen des Schmerzes, die Tränen des Verlustes sind bei ihm aufbewahrt in seiner Erinnerung. Gott nimmt sich unserer Tränen und Wunden an und hält sie für so wertvoll, dass er sie aufhebt.
Warum sind Gott gerade unsere Tränen so wichtig?
Tränen können vor Gott wie ein stilles Gebet sein. Jede Träne, die wir weinen, ist ein Gebet vor Gott und wird von ihm zärtlich aufgefangen und wertgeschätzt. Keine wird übersehen oder übergangen. Sammle meine Tränen in deinem Krug, ohne Zweifel, du zählst sie.
Was passiert mit den Tränen, die Gott in seinem Krug, bei sich aufbewahrt? Welchen Sinn hat das? Gott bewahrt unsere Tränen auf, bis er einmal das ganze Tränenmeer in ein Meer der Freude umwandeln kann. In Psalm 126 heißt es: Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Die Tränensaat wird einmal zur Hoffnungssaat werden. Am Ende der Zeit werden die Tränen der Trauer von Gott in ein Meer der Freude verwandelt werden.
Pfarrer Rainer Gremmels, Evangelische Christuskirchengemeinde