Einer meiner Bekannten hat in den sechziger Jahren in Amerika studiert. Er besuchte ein Konzert von Maria Callas in der New Yorker Metropolitan. Es war großartig. Die Callas wurde bejubelt und musste mehrere Zugaben geben. Zuletzt sang sie aus dem Messias von Georg Friedrich Händel die Arie „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“. In der New York Times erschien ein überschwänglicher Bericht. Darin schrieb der Musikkritiker über ihre letzte Darbietung allerdings den Satz: „Eine perfekte Stimme, nur sie weiß nicht, dass ihr Erlöser lebt.“
Es ist wohl spürbar, ob das Herz beteiligt ist, wenn diese Worte erklingen, die Hiob einst in der größten Krise seines Lebens gesagt hat.
Hiob war am Tiefpunkt seines Lebens: Er erlebte totale Verarmung, tiefen Kummer und lebensbedrohliche Krankheit. Allem Elend setzt er ein „Aber“ entgegen. An den Scherben seines Glücks kommt über Hiobs Lippen das Bekenntnis: „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Mitten in der Depression hat er diese prophetisch geschenkte Zuversicht. Hiob wusste noch nicht, wer sein Erlöser sein würde. Wir können es wissen. Es ist Jesus Christus. Er starb für uns und ist auferstanden. Wer das von Herzen glaubt, kann einstimmen in den Osterjubel. Jesus lebt. Das haben wir Anfang April gefeiert und nächsten Sonntag feiern orthodoxe Christen das Osterfest. Wir haben Grund zum Feiern. Und Singen – nicht so schön, wie die Callas aber von ganzem Herzen trotz und gegen Kriege, Krisen, Krankheiten und Kummer. Mitten im Leid sind die schönsten Choräle entstanden. Morgen heißt der Sonntag in der evangelischen Kirche: Kantate. Singet! Der Erlöser lebt.
Pfarrerin i. R. Bärbel Wilde, Christuskirchengemeinde