Lüdenscheid – Jens Holzrichter ist den Lüdenscheidern vor allem als Kommunalpolitiker der FDP bekannt. Am Sonntag redete er nicht auf einem politischen Podium, sondern von der Kanzel in der evangelischen Christuskirche. Der FDP-Fraktionsvorsitzende hielt dort die zweite Sommerpredigt in diesem Jahr.
Holzrichter nahm dafür den für diesen Sonntag empfohlenen Predigttext aus dem zweiten Buch Mose über den Auszug aus Ägypten zur Grundlage. In den zugrunde liegenden Versen, die Ute Leitner vorlas, ging es um die Zeit, als das Volk Israel vor Hunger klagte, lieber in Ägypten geblieben zu sein, wo es alles in Hülle und Fülle gegeben habe. Der Politiker Holzrichter fühlte sich an aktuelle Wahrnehmungen erinnert, wenn Menschen meinen, „früher ging es uns besser“ – beispielsweise in der DDR hätte es Arbeit und genug zu essen gegeben. „Nicht alles und nicht jederzeit. Aber wenn man Beziehungen hatte oder Geduld beim Schlangestehen oder beides, bekam man alles irgendwann.“
Man sei zwar nicht so frei gewesen wie heute, „aber wer sich an die Regeln hielt, zumindest nicht auffiel, konnte sich damals gut einrichten.“ Holzrichter verglich diese „Ostalgie“ heutiger Zeit mit denjenigen, die noch eine Generation zuvor meinten, im Dritten Reich sei nicht alles schlecht gewesen – und hielt beiden klar entgegen: „Doch, das war es!“ Man dürfe eine Diktatur nicht verharmlosen, indem man eine weniger schlimme Seite in den Vordergrund rückt. „Diktatur bleibt Diktatur, egal ob ein fremdes Volk in Gefangenschaft gehalten wird wie in Ägypten oder das eigene wie in der DDR.“ Das Problem der Freiheit sei, dass sie erst geschätzt werde, wenn sie fehlt.
Neben dieser Botschaft zog Holzrichter noch eine zweite aus dem aktuellen Predigttext – diesmal als gläubiger Christ: Gott sorge für sein Volk, und er mache ein fantastisches Angebot, für alle, die an ihn glauben – nämlich ein Leben ohne Sorgen um Alltägliches. Stattdessen verspreche er ein ewiges Leben nach dem Tod.
Zur letzten Sommerpredigt in diesem Jahr wird am kommenden Sonntag, 21. Juli, Autorin und Journalistin Sabine Langenbach in der Christuskirche erwartet. Die Altenaerin betreibt unter anderem als „Dankbarkeitsbotschafterin“ einen YouTube-Kanal. Außerdem hat sie 25 Jahre die Sendung „kreuz und quer“ sonntagmorgens auf Radio MK moderiert sowie von 2007 bis 2013 die Fernseh-Talksendung „Hof mit Himmel“ beim Evangeliumsrundfunk. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr. Pfarrerin i.R. Bärbel Wilde wird wieder die Liturgie übernehmen. Musikalisch begleitet wird der Gottesdienst von Wolfgang Kimpel.