Lüdenscheid – Matthias Grünert hat schon auf unzähligen Orgeln gespielt – aber zum Auftakt seiner Orgelfahrt durchs Sauerland stieß er in der Lüdenscheider Christuskirche nicht nur auf Begeisterung: Als am Freitagabend die ersten Klänge auf der Walcker-Orgel ertönten, schreckte das zwei Fledermäuse auf, die, offensichtlich in ihrer Ruhe gestört, aufgeregt durch die Kirche flatterten, bevor sie einen Ausweg fanden. Den Konzertgenuss der begeisterten menschlichen Zuhörer störte dieses Intermezzo der Fledermäuse indes wenig.
Matthias Grünert, eigentlich Kantor an der Dresdner Frauenkirche, setzte sein Konzert mit der Sonate Nummer XX F-Dur Op. 196 von J.G. Rheinberger unbeeindruckt fort. Unter dem Titel Romantische Orgelsymphonik aus Süddeutschland hatte er sich für das erste von insgesamt sieben Konzerten in der Region ein Werk der Spätromantik ausgesucht, das für den Klang der mehr als 100 Jahre alten Walcker-Orgel prädestiniert war. Dass diese seit der aufwändigen Sanierung allerdings über einen Spieltisch mit moderner Technik verfügt, machte es dem erfahrenen Kantor leicht, die verschiedenen Register einzu-
stellen und abzurufen, wie er im Gespräch nach dem Konzert erläuterte.
Bei seinen Orgelfahrten, die er seit Jahren in verschiedenen Regionen durchführt, gehört es dazu, dass er sich für jedes Konzert auf eine andere Orgel einstellen muss. Gleichzeitig wählt er für jede Kirche Werke aus, die besonders gut auf den jeweiligen Instrumenten klingen und auf ihre Möglichkeiten abgestimmt sind.
So sei die zwar sanierte, aber immer noch historische Walcker-Orgel der Christuskirche etwas ganz anderes als die Altstadtorgel in der Erlöserkirche oder die Orgel in einer kleinen Dorfkirche. Das sind Herausforde-
rungen, denen sich der Kantor immer wieder gerne stellt, um seine eigene Faszination für die Orgelmusik einem möglichst breitem Publikum zu vermitteln. Nicht zuletzt deshalb sind die Konzerte mit einer Dauer von bis zu einer Stunde vergleichsweise kurz gehalten. Damit möchte Grünert gerade auch Zuhörer anspre-
chen, die bislang wenig oder gar nichts mit Orgelmusik anfangen können. Jeder ist bei den Orgelfahrten zum Zuhören eingeladen. Der Eintritt zu allen sieben Konzerten im Sauerland war dementsprechend frei, es wurde am Ausgang lediglich um eine Kollekte zur Deckung der Kosten gebeten.