Lüdenscheid – Die dunkler werdenden Tage und die Gedenktage im November lenken die Gedanken auf diejenigen, die nicht mehr bei uns sind. Einen berührenden musikalischen Beitrag zur persönlichen Einkehr in dieser Jahreszeit bot einen Tag vor dem Volkstrauertag der Oratorienchor. Unter der Leitung von Yannick Noval erklangen in der Christuskirche musikalische Gedanken zu„Trauer, Trost und Hoff-
nung“.
Unterstützt wurde der Chor von der stark besetzten „Kammerphil-
harmonie Europa“ – einem Ensemble, das seinen Sitz in der Nähe von Köln hat.
Zunächst weckte die Musik von Johannes Brahms’ „Begräbnis-
gesang“ op. 13 Assoziationen an dessen „Deutsches Requiem“. Der Text entfaltet die kraftvolle Vision einer umfassenden körperlichen und seelischen Auferstehung „am letzten Tag“ – „wenn Gottes Posaun’ wird angehn“.
Als Hauptwerk sang der Chor anschließend das lateinische „Requiem“ des französischen Komponisten Gabriel Fauré. Seine Totenmesse verzichtet auf den göttlichen Zorn des „Dies irae“ der lateinischen Totenmesse. Von den „Tagen des Zorns“ blieb nur die Anrufung des menschgewordenen Gottes im „Pie Jesu“: „Gütiger Jesus, Herr, gib ihnen die ewige Ruhe.“ Vorgetragen wurde diese Botschaft von der Sopranistin Julie Vercauteren, deren wunderbare Stimme nur einen Wunsch offen ließ. Denn das kurze „Pie Jesu“ gab ihr nicht allzu viel Zeit zur Entfaltung dieser Stimme.
Einen starken Eindruck hinterließ auch der britische Bariton Martin Lindsay. Er verkündete im Offertorium die Hoffnung auf das ewige Leben der Seelen und im „Libera me“ die Bitte um Errettung „vor dem ewigen Tod an jenem Tag des Schreckens“. Das Schwergewicht der Verkündigung lag wegen der sparsamen Einsätze der beiden Solisten also beim Chor, der Faurés weniger zornige als hoffnungs-
frohe Botschaft mal sanft, mal kraftvoll präsentierte. „Tod ohne Stachel“ überschrieb der Musikjournalist Michael Stegemann einen Beitrag über Faurés Requiem, was dessen zentrale Botschaft schlüssig zusammenfasst. Faurés wohl bekannteste Melodie ist die wunderschöne Galanterie „Pavane“, mit der der Chor das Konzert ausklingen ließ.
Im Programm wünschten die Akteure den Besuchern „einen besinn-
lichen Moment des Zuhörens und des Fühlens der liebevollen, hoffnungsfrohen musikalischen Botschaft, die besonders in Faurés Werken zum Ausdruck kommt“. Dass diese Botschaft adäquat umgesetzt wurde und beim Publikum in der bestens gefüllten Christuskirche ankam, bewies der lange Schlussbeifall.